Brautentführung – Braut stehlen

Die Brautentführung zählt zu den ganz alten Hochzeitsbräuchen. Einerseits trägt die Entführung zur Unterhaltung des Brautpaares und auch der Gäste bei, andererseits hat sie auch eine tiefere symbolische Bedeutung:

Die Braut nimmt Abschied von ihrem Elternhaus und startet mit ihrem Bräutigam in einen ganz neuen Lebensabschnitt. Damit die Entführung der Braut ( Braut stehlen) gelingt und die Hochzeitsfeier nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, müssen die Entführer ihre Aktion ganz genau planen.

Wie ist der Brauch entstanden?

Die Brautentführung ist auch unter den Begriffen Brautverziehen oder Brautstehlen bekannt. Es handelt sich um einen alten, mit Tradition behafteten Brauch, der sich heute wieder einer wachsenden Popularität erfreut. Die Brautentführung ist traditionell vor allem in Süddeutschland, in Österreich und in der Schweiz verbreitet, wo sie wohl auch ihren Ursprung hat.

Der Bräutigam sollte auf die Braut achten ;)
Der Bräutigam sollte auf die Braut achten 😉

Wie der Brauch entstanden ist, konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden. Eine Theorie besagt, dass die Brautentführung auf das mittelalterliche „ius primae noctis“, also das Recht der ersten Nacht, im Rahmen der Leibeigenschaft zurückzuführen ist.

Der Gutsherr hatte demnach das Recht, mit der bäuerlichen Braut die erste Nacht zu verbringen – ein Thema, das auch im Film „Das finstere Tal“ aufgegriffen wurde. In diesem Sinne kann die Brautentführung als eine Flucht vor der Ausübung dieses Herrenrechts gedeutet werden, es gibt aber noch andere Auslegungen.

Was ist eine Brautentführung?

Dieser Hochzeitsbrauch kennt zahlreiche regionale Ausprägungen, weswegen es nicht einfach ist, ihn einheitlich darzulegen. So ist es in Österreich und auch in Bayern üblich, vor der Auslösung der Braut ein Gstanzl zu singen. In Niederösterreich entgegen bringen die Entführer die Braut in das nächste Café oder Wirtshaus, um dort gemeinsam zu trinken, zu tanzen und zu singen, bis der Bräutigam kommt und seine Braut zur Hochzeitsfeier zurückbringt. Der Brautführer, der Bräutigam oder der Brautvater müssen meist die Zeche der Entführer bezahlen (Auslösung).

In Österreich ist zudem ein ganz besonderer Brauch populär, er nennt sich Maschkara oder Maschkern: Nicht eingeladene Freunde oder Bekannte des Brautpaares unterbrechen die Hochzeit und entführen die Braut. In jedem Fall teilt sich die Brautentführung in zwei Phasen:

Die Entführung: Entscheidend ist, dass die Brautentführung von der Hochzeitsgesellschaft nicht sofort bemerkt wird. Die Entführer müssen folglich schnell und subtil handeln, damit niemand Verdacht schöpft. Zudem müssen sie die Braut mit gutem Zureden dazu bewegen, sich ihnen anzuschließen. Dann bringen die Entführer die Braut meist in ein Lokal in der Nähe oder ziehen mit ihr von Gasthaus zu Gasthaus. Sie feiern fröhlich weiter, der Getränkekonsum wird oft durch Trinkspiele und Lieder angekurbelt. Der Bräutigam hat natürlich die Aufgabe, seine Braut wiederzufinden.
Die Auslösung: Sind die Braut und ihre Entführer gefunden, bekommt der glückliche Bräutigam sie allerdings nicht sofort zurück, zuerst muss er sie auslösen. Diese Auslöse kann sehr unterschiedlich gestaltet sein und nach Belieben der Brautentführer ausfallen.

Was hat der Bräutigam zu machen?

Der Bräutigam merkt im Optimalfall nicht, dass die Braut entführt wird. Zu dem Zweck lenken ihn ein paar Komplizen im richtigen Moment ab. Wenn er dann das nächste Mal nach seiner Ehefrau schaut, ist sie wie vom Erdboden verschwunden. Sollte er den Verlust nach einer Weile nicht selbst bemerken, wird ihm hämisch ein als Braut verkleideter Besenstiel in die Hand gedrückt.

Er kann aber auch durch einen Erpresserbrief, einen Anruf oder ein per Handy verschicktes Foto der Braut darauf aufmerksam gemacht werden. Der arme, verlassene Bräutigam macht sich dann mitsamt Verstärkung selbstverständlich schnell auf die Suche nach seiner Angebeteten. Damit die Suche nicht ewig dauert, sollte dem Trauzeugen des Bräutigams das Lokal, wohin die Braut entführt wird, genannt werden.

Wie lange sollte das Braut stehlen dauern?

Es können aber auch Hinweise hinterlassen werden, damit er nicht allzu lange suchen muss. Die Brautentführung sollte maximal 1-2 Stunden dauern, da sonst die Gefahr gegeben ist, das Hochzeitsfest zu zerreißen. Wenn der Bräutigam seine Liebste gefunden hat, bekommt er sie aber nicht sofort zurück. Es folgt nämlich die Auslösung.

Diese kann sehr unterschiedlich ausfallen und wird von den Entführern bestimmt. So muss der Bräutigam beispielsweise ein Lied singen, sich dazu verpflichten, im ehelichen Haushalt in den nächsten Wochen das Geschirr abzuspülen oder er muss die Zeche der Entführer übernehmen. Nach den Verhandlungen kehren das Brautpaar und die Entführer gemeinsam zur Hochzeitsfeier zurück. Die Brautentführung sollte auf einer Hochzeitsfeier zur Unterhaltung aller Anwesenden beitragen. Der Bräutigam aber muss allen zeigen, dass er sich als gestandener Ehemann für seine Frau einzusetzen vermag. Er möchte allen beweisen, dass seine Ehefrau immer auf ihn zählen kann, wenn sie ihn braucht.

Wer entführt die Braut?

Wer sind nun die bösen Entführer? Diesbezüglich gibt es keine allgemeingültigen Regeln, in Frage kommen mitunter:

  • gute, alte Freunde der Braut
  • Freunde des Brautpaares
  • der Brautführer und seine Komplizen
  • Familienmitglieder des Bräutigams
  • Nachbarn
  • Junggesellen
  • Arbeitskollegen
  • nicht eingeladene Freunde oder Bekannte des Brautpaares (Maschkara)
  • oder einfach eine Gruppe von Menschen, die bei der Hochzeitsplanung als Entführer bestimmt wurden.

Doch es gibt auch Hochzeitsgäste, die als Brauträuber nicht in Frage kommen, einerseits der Trauzeuge, der den Bräutigam bei der Suche nach seiner Liebsten unterstützen sollte, andererseits die Mütter des Brautpaares, die während der Entführung meist als Ansprechpartner bei der Hochzeitsgesellschaft bleiben. In jedem gilt: Das Braut stehlen sollte vorher bekannt sein.

Was, wenn ich diesen Brauch nicht möchte?

Die Brautentführung zählt im österreichischen Raum zwar zu den beliebtesten Hochzeitsbräuchen, dennoch ist sie nicht jedermanns Sache. In diesem Sinne ist es sehr wichtig, dass das Brautpaar im Vorfeld gefragt wird, ob es damit einverstanden ist. Ansonsten kann es unangenehm für alle Beteiligten werden. Brautentführungen werden oft aber auch heimlich geplant, ohne das Brautpaar einzuweihen. Sollten Sie diesen Brauch wirklich nicht mögen, ist es ratsam, rechtzeitig alle Hochzeitsgäste darüber zu informieren, sodass mögliche Entführer nicht umsonst Organisatorisches in die Wege leiten.

Diese Aufklärungsarbeit kann auch der Trauzeuge übernehmen. Wenn Brautpaare auf die Brautentführung verzichten möchten, liegt das oft daran, dass sie auf einer anderen Hochzeit miterleben mussten, wie dieser Brauch für Unmut gesorgt hat. Wichtig ist demnach, dass der Zeitpunkt gut gewählt wird.

Die Aktion sollte ein bereicherndes Gestaltungselement sein und nicht den geplanten Ablauf der Hochzeitsfeier durcheinanderbringen. Ein absolutes No-Go ist es, die Brautentführung dafür zu nutzen, um sich abzusetzen. Es hat schon Hochzeiten gegeben, in denen die Braut mehrmals entführt wurde, was zu derart großen Verstimmungen geführt hat, dass der beleidigte Bräutigam ohne die Braut nach Hause zurückkehrte. Des Weiteren sollte die Braut natürlich unter keinen Umständen gegen ihren Willen entführt werden – was auch schon vorgekommen ist.

Abwandlungen der Brautentführung – die Braut bleibt, wo sie ist!

Es gibt auch Varianten der Brautentführung, bei der die Braut die Hochzeitsgesellschaft gar nicht verlassen muss.

  • Symbolische Entführung: Hierbei wird nicht die lebendige Braut entführt. Ein maskierter Bandit schleicht durch den Raum und schnappt sich ein zuvor bereitgestelltes Porträt der Braut – alle Anwesenden können ihn sehen. Er zeigt das Bild bei Verlassen des Tatorts demonstrativ herum. Der Spielführer moderiert das Geschehen und gibt dem Bräutigam Anweisungen dazu, wie er seine Braut zurückerobern kann. Diese kann somit auch miterleben, wie ihr Mann um sie kämpft.
  • Bräutigam-Entführung: Die Entführer überfallen die Hochzeitsgesellschaft, um die Braut zu rauben. Doch dann nehmen sie doch lieber den Bräutigam mit, weil sie sich ein besseres Lösegeld erhoffen.
    Schuhentführung: Nicht die Braut wird entführt, sondern ihr wird nur ein Schuh gestohlen. Es ist üblich, den entwendeten Schuh irgendwo im Hochzeitslokal oder irgendwo in der Nähe zu verstecken. Der Bräutigam muss nun anstelle der Braut deren Schuh suchen und in Folge auslösen. So kann auf die aufwändige Brautentführung verzichtet werden und die Hochzeitsfeier wird nicht unterbrochen. Die Braut und die Gäste können an den Bemühungen des Bräutigams teilhaben.
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